19. und 20. Juni 2016 Rückkehr und Rückblick
An diesem Sonntagmorgen – dem letzten Tag in Südamerika nach sechs Wochen – bin ich schon früh auf den Beinen. Während die Stadt gestern Abend noch in voller Hektik und Geschäftigkeit pulsierte, scheint sie heute Morgen wie ausgestorben. Kaum Verkehr und wenig Menschen verlieren sich zwischen den Straßen und Hochhäusern. In flottem Spaziergang gehe ich zum Parkeingang des Cerro San Cristobal. Ich möchte den Berg ja am letzten Tag noch besteigen. Außerdem wird mir die Bewegung gut tun, wenn ich anschließend mehr als 24 Stunden im Bus, Flugzeug oder Zug sitzen werde. Die Straßen sind teilweise abgesperrt. Sie sind heute reserviert für Radfahrer und Fußgänger. Ob nur an diesem Sonntag oder generell – das ist die Frage. Nach mehr als einer Stunde flotter Wanderung bin ich oben bei der Marienstatue, die sich mit ihrer über 25 m hohen Figur über den Berg und die Stadt erhebt. Die Aussicht ist grandios. Über den Häuserschluchten, die teilweise noch im dunstigen Frühmorgennebel liegen, erheben sich im Hintergrund die schneebedeckten Berge der Anden. Der Costanera-Tower, das höchste Gebäude Südamerikas, erhebt sich wie ein Zeigefinger und scheint die Berge überstrahlen zu wollen. Gerne wäre ich noch länger oben geblieben an diesem mystischen Ort. Doch die Zeit drängt. Auf dem Weg zurück begegnen mir immer mehr Radfahrer und Wanderer. Während manche ihren sportlichen Ambitionen frönen und kurzatmig den Berg hochkeuchen und möglichst viele überholen wollen, sehen andere es als erholsamen Sonntagvormittag Spaziergang. Nach der Rückkehr ist es gar nicht einfach, ein Restaurant zu finden um ein Frühstück zu bekommen. Zwar gibt es unzählige Restaurants und Cafes, die teilweise von Montag bis Samstag 24 Stunden lang geöffnet haben. Doch am Sonntag haben alle zu. Bis auf Starbucks – dort bekomme ich noch einen Capucchino und ein Croissant. Nach einer Dusche und Taschen packen habe ich dann bis 12 Uhr ausgecheckt. Die Metrostation ist nur einige hundert Meter entfernt. Die schaffe ich auch mit vollem Gepäck. Auch hier ist noch nicht viel Betrieb, so dass ich relaxt mit der Metro zur Busstation komme, um nach 20minütiger Fahrt viel zu früh am Flughafen anzukommen. Die Wartezeit am Flughafen vergeht trotzdem schnell und der Flug nach Frankfurt über Madrid startet pünktlich um 18.15 Uhr. Es gelingt mir sogar, kurz zu schlafen und nach zwölfeinhalbstündigem Flug sind wir gegen Mittag in Madrid und weiteren guten zwei Stunden in Frankfurt. Erreiche dort gerade einen ICE nach Ulm. Das einzige kleine Problem gibt es dann in Ulm, weil der ICE drei Minuten Verspätung hat und der Anschlusszug nach Ravensburg diese 3 Minuten nicht abwartet. Das bedeutet für mich, meine Frau Brigitte nach 6 Wochen Abwesenheit 1 Stunde später in die Arme nehmen zu können. Das ist gerade noch zu verschmerzen.
Auf dem Bahnhof in Ulm treffe ich einen Tourenradler aus dem Rheinland. Sein tolles Reiserad, ganz in Rot, mit besten Komponenten ausgestattet, fällt mir sofort auf. Komme mit ihm ins Gespräch. Er ist mit drei Freunden seit einer Woche in Süddeutschland unterwegs. Jetzt hat ihn der Dauerregen so gefrustet, dass er mit dem Zug zurück fährt. Seine Freunde werden noch über den Splügenpass bis zum Comersee fahren.
Ich erzähle ihm von meiner Reise, von der ich gerade zurückkomme und dass ich 6 Wochen lang gar keinen Regentag hatte. Das macht ihn neidisch. Als ich ihm aber auch sage, dass ich Winde mit Sandstürmen, vier Wochen lang auf Höhen zwischen 3500 m und 4900 m war, Temperaturen bis -20° und Straßen erlebt habe, die gar keine waren, sondern nur Jeepspuren im Sand, da ist kein Neid mehr zu spüren. Nur noch Staunen. Was ist alles möglich beim Radfahren?
Natürlich macht das Radfahren am meisten Spaß bei warmen Temperaturen, Sonnenschein, Rückenwind und gut asphaltierter Straße. Das mag ich auch sehr gerne. Doch was macht ein wirkliches Erlebnis, ein Abenteuer aus? Es sind gerade diese Unwägbarkeiten. Das kostet zwar im Moment oft viel Überwindung und tut weh – aber hinterher ist man stolz, es geschafft zu haben.
Und warum muss man eigentlich zum Radfahren nach Bolivien? In ein Land, das mit Abstand die schlechtesten Straßen fürs Radfahren bietet. Und keine Infrastruktur dafür aufweist. Und die Höhen einen schon ohne körperliche Belastung kurzatmig werden lassen. Und die Winde und Temperaturen jeden Radfahrer mürbe machen können.
Oft bin ich von Touristen fotografiert worden. Viele glaubten, bei ihren Bus- oder Jeeptouren schon das ultimative Abenteuer gebucht zu haben. Als sie mich dann immer mit meinem Fatbike und vollem Gepäck entdeckten, war ungläubiges Staunen in ihren Gesichtern abzulesen.
In dem Lateinamerika-Bike-Buch von Thomas Schröder und Raphaela Wiegers ist über den Lagunen-Trail folgende Charakteristik zu lesen:
Diese Fahrt ist kein Picknick und das bolivianische Hochland ist nicht Disneyland. Gefahren sind real und allgegenwärtig. Ohne GPS und wenigstens einen Kompass ist diese auch „Ruta de los Joyas Altoandinas“ genannte Strecke nicht zu empfehlen! Essensvorräte für 10 Tage und 1,5 bis 2l Brennstoffsind obligatorisch, um plötzliche Schneefälle zu überstehen. Die Biwakausrüstung sollte bis -20° ausgelegt sein. In der Höhe blasen insbesondere in der Dämmerung enorme Winde. Das windfeste Zelt sollte im Sitzen aufgebaut werden und mit einer Leine am Körper gesichert sein. Die Packtaschen sollten ebenfalls nicht ungesichert herumliegen. Es kann auch vorkommen, dass man die ganze Nacht im Sandsturm verbringt und an das Anzünden eines Kochers nicht zu denken ist; somit sind ausreichend Energiebarren und Trockenfrüchte mitzuführen. Zwischen dem Militärposten Chiguana und Laguna Colorada gibt es auf ca. 150 km keine Wasserversorgung, das heißt, es sind unbedingt 10-15 l Wasser mitzuführen. Eine staatliche Rettung gibt es in Bolivien nicht! Man begegnet auf der Strecke zwar Jeeps, auf deren Hilfe sollte man aber im Notfall nicht bauen. Auf der gesamten Strecke herrscht auch extreme UV-Einstrahlung und eine trockene, staubige Luft, die die Schleimhäute der Gringos sehr stark reizt.
Der Zeitbedarf für die 536 km beträgt etwa 10 Tage.
Diesen Bericht habe ich vor Beginn der Reise wohl gelesen. Aber zu wenig ernst genommen.“ Es wird schon nicht so schlimm kommen“ – dachte ich. Und nach dem ersten Sandsturm wusste ich – ich bin in der Realität angekommen. Das ist kein Märchen, was die da geschrieben haben. Da wusste ich, dass du materiell und mental optimal auf diesen Trail vorbereitet sein musst. Zelt bei Starkwind aufbauen? GPS ja, aber wie aufladen, wenn tagelang keine Steckdose vorhanden ist? Kartenmaterial? Fehlanzeige! Trockenfrüchte, 10 -15 l Wasser wie befördern? Nachdem ich für diese Fragen keine Lösungen hatte, blieb mir nur die Möglichkeit, einen Teil der Strecke im Jeep mitzufahren. Jetzt war mir klar, dass ein gutes Rad – und das war mein Fatbike, und eine gute Höhenakklimatisierung nicht ausreichend ist, um diese Herausforderung lebendig überstehen zu können.
Vielleicht war es auch nicht die optimale Jahreszeit, um beste Vorrausetzungen für das Befahren des Trails zu haben. Zwar ist das Wetter im Juni beständig trocken, aber dafür sind besonders die Nächte sehr kalt und die Winde sehr heftig. Die optimale Reisezeit wäre laut Auskunft der Trekking-Guides in unserem Herbst, also Oktober und November.
Die Motivation im Vorfeld war es, eben diese Hindernisse und Unwägbarkeiten überwinden zu können. Und dafür die fast unberührte Natur, die Weitläufigkeit und Stille, rauchende Vulkane und Geysire, Lagunen in allen Farben erleben zu können.
Das Vorhaben ist mir nur teilweise gelungen. Aber es ist einen neuen, besser vorbereiteten Versuch wert.
Hasta luego
Alfredo
17. und 18. Juni 2016 Zum Abschluss noch einige Highlights
Mit dem Taxi geht es auf der Autobahn in 20 Minuten zum Flughafen in Antofagasta. Ohne grossen Wehmut verlasse ich Antofagasta. Das Hotelzimmer war in Ordnung alles Andere eigentlich schnell zu vergessen. Der zweistuendige Flug nach Santiago ist dafuer unvergesslich Habe einen Fensterplatz und geniesse den Flug ueber die Anden, die immer mehr von brauner Farbe in Schneeweiss uebergehen. Nur schneebedeckte Berge, keine Strassen, keine Stromeitungen, keine Ansiedlungen, nur unberuehrte Natur. Keine Menschen. Und Chile hat mehr als 4000 km solche Kueste.
Habe in Santiago einen Abholdienst vom Flughafen organisiert. Der klappt prima. Der Fahrer ist ein typischer Chilene - mit richtig muffiger Art. Nicht unfreundlich, aber man muss ihnen jeden Satz aus der Nase ziehen. Eigentlich sollte die Fahrt 30 - 40 Minuten dauern. Sie geht aber dann ueber 1 Stunde durch den dichten Verkehr Santiagos. Das Hotel haette ich nie alleine gefunden. Mitten in der City, ohne ein Schild an der Strasse - sehr anonym - ein typisches City-Inn Apart Hotel. Ein Sicherheitsbeamter sitzt irgendo an einem Schreibtisch und gibt mir nach Angabe des Namens eine Kuvert mit der Geheimzahl zum Oeffnen des Hotelzimmers. Das Zimmer ist natuerlich vom Feinsten - im sechsten Stock ueberblicke ich fas die ganze City. Versuche noch in einer ueber einstuendigen Wanderung auf einen Berg zu steigen - den Cerro San Cristobal - wo eine ueber 22m hohe Marienstatue ueber die Stadt blickt. Doch die Parkranger lassen mich nicht mehr rein. Ich solle morgen wieder kommen, ab 8 Uhr.
Da sieht mein Plan aber schon was anderes vor. Moechte mit der Metro und dem Bus nach Valparaiso fahren. Erkundige mich in einer Tourist Info nach dem richtigen Weg und schon um 12 Uhr sitze ich im Bus nach Valparaiso. In einer anderthalbstuendigen Fahrt geht es in die historische Stadt am Pazifik. Erkunde selbst die Stadt und finde einige tolle Paetze und habe auch die Gelegenheit, mit einem Schraegaufzug zu fahren. Ein einmaliges Erlebnis!
Leider muss ich schon um 17.30 Uhr wieder zurueck. Haette gerne noch die ganze Szene bei Nacht gesehen.
Habe vor, heute abend noch ein paar Sehenswuerdigkeiten in Santiago anzusehen und morgen frueh scho um 8 Uhr, vor dem Fruehstueck auf den Cerro San Cristobal zu steigen. Danach geht es dann nachmittags auf den Flughafen. Werde diesmal kein Taxi zu nehmen (zu teuer!) sondern das Gasnze mit Metro und Bus machen. Duerfte kein Probem sein, nachdem ich mich jetzt auskenne.
Das war natuerlich ein unvergesslicher Geburtstag und der Abschluss einer ereignisreichen und wiederum unvergesslichen Suedamerikareise. Leider hatte ich technisch nicht mehr die Moeglichkeit, Bilder beizufuegen. Ich habe aber sehr viele eindrucksvolle Bilder geschossen und ich denke, die ganze Geschichte wird auch dieses Mal in einem Vortrag enden. Es ist sehr viel passiert in den letzten 6 Wochen - spannendes, niederschmetterndes, moralbrechendes, aber auch eindrucksvolles, emotionales, einfach unvergessliches.
Ich danke euch, dass ihr mich auf dieser Reise wieder begleitet habt und freue mich auf ein Wiedersehen. Hoffentlich wird sich das Wetter bessern, wenn ich wieder zu Hause bin.
15. und 16. Juni 2016 Am Pazifik im Winter
Waehrend es bei uns zuhause ja eigentlich Sommer sein sollte, ist es hier auf der Suedseite des Aequators Winter. Das bedeutet hier an der Pazifikkueste aber nicht viel. Wie eigentlich das ganze Jahr ist es neblig, bewoelkt und auch mal sonnig. Die Tagestemperaturen erreichen normalerweise keine 20 Grad. Das Wasser des Pazifik wird, bedingt durch den Humboldstrom selten waermer als 10 Grad. Da der Wind immer vom Meer her kommt, kann sich auch die Luft nicht erwaermen. Man spuert zwar die Kraft der Sonne, sobald es aber bewoelkt ist oder man ist im Schatten, so ist es eher kuehl und man braucht einen Pullover oder eine Jacke.
Aber Niederschlaege sind eher selten. Hoechstens es kommt "El Nino", dann spielt das Wetter total verrueckt unf es regnet uch mal in der Atacama-Wueste.
Aber seit den knapp 6 Wochen, die ich nun in Suedamerika bin, hatte ich keinen einzigen Regentag. In Cusco/Peru hatte es an zwei Nachmittagen kurze Schauer - das war der einzige Niederschlag. Was ich von zu Hause hoere, ist es in Europa derzeit eher umgekehrt.
Habe die Nachricht erhalten, dass Joerg wohlbehalten zu Hause angekommen iist. Darueber bin ich sehr froh. Freue mich auch auf ein Wiedersehen und hoffe, dass er schon soweit wieder hergestellt ist, dass er mich erkennt und wir ueber die Reise sprechen koennen.
Heute habe ich einen kleinen "Strandurlaub" gemacht. Es gibt anz in der Naehe des Hotels einen kleinen Sandsstrand. Dabei ist mir aufgefallen, dass diie meisten Chilenen auffallend uebergewichtig sind. Und meist am ganzen Koerper taetowiert. So wie Arturo Vidal. Er scheint ihr grosses Vorbild zu sein. Zur Zeit laeuft ja auch in Suedamerika die "Copa Ameriica" und die Chilenen sind total euphorisiert. Gestern haben sie gegen Panama 4:2 gewonnen, wobei ihr Nationalheld, Torhueter Bravo, zwei fuerchterliche Eier bekommen hat. Das haben sie noch heute im Fernsehen ueber eine Stunde breitgetreten.
Konnte auch tatsaechlich das deutsche Spiel gegen Polen live im Fernsehen anschauen. Die deutschen Stuermer scheinen ja derzeit Ladehemmung zu haben. Aber das kann sich ja noch aendern.
Morgen geht gegen Mittag mein eineinhalbstuendiger Flug nach Santiago. Von dort werde ich mich nochmals melden, bevor ich am Sonntag den Heimflug antreten werde.
Hasta luegeo Alfredo
13. und 14. Juni 2016 Vorletzte Station Antofagasta
Nachdem ich heute endlich mit der Chefin des Hostals wegen der Aufbewahrung des Rades bis Mittwoch sprechen konnte, ist mir etwas wohler. Sie macht einen vertrauenswuerdigen Eindruck und gegen 4000 chil. Pesos ist sie bereit , das Rad in der Waschkueche zu deponieren. Elena, eine Mitarbeiterin von Thomas, wird es voraussichtlich am Donnerstag dort abholen und nach Bolivien transportieren. Ich hoffe, dass es so klappen wird.
Seit gestern hat es mich doch noch erwischt mit einer Erkaeltung. Und das ausgerechnet in der warmen Region. Dort oben in den kalten und windigen Gegenden des Altiplanos war ich anscheinend widerstandsfaehiger.
Der Busbahnhof ist nicht weit vom Hostal entfernt und um 11.45 geht es ueber Calama in einer knapp 4stuendigen Fahrt in einem komfortablen "Cama"Bus nach Antofagasta. Die Strecke fuehrt voll durch die Atacama-Wueste und die letzten 50 km vor Antofagasta immer wieder vorbei an Kupferminen und Abraumhalden. Antofagasta elbst ist eine Industriestadt mit einem der bedeutesten Seehaefen Suedamerikas.Mit dem Taxi geht es in das noerdliche Stadtviertel "LaChima". Das Hotel ist fast neu, die Zimmer spartanisch klein, aber sauber. Im Vorhof ist ein groesseres Gimnasio, das heisst ein Fitness-Studio mit Geraeten, die keinen Deutschten vom Sofa locken wuerden.
Nachdem es im Hotel kein Essen gibt und auch in der naeheren Umgebung, kaufe ich mir noch Brot und Kaese zum Abendessen. Zum Pazifik sind es nur etwa 700m. und dort kann ich gerade noch einen Sonnenuntergang erleben.
Am anderen Morgen ist es bedeckt und relativ kuehl, es herrscht wieder einmal das fuer die suedamerikanische Kueste typische Nebelwetter.
ich ueberlege, mit dem Bus oder mit dem Taxi in die ca. 10 km entfernte Innenstadt zu fahren. Aber dann laufe ich einfach los. Ich habe ja genug Zeit und nach eineinhalb Stunden erreiche ich die Innenstadt, wo es natuerlich viele Restaurants, Laeden und sogar Internet gibt.Und gerade von da aus schreibe ich jetzt auf einer altersschwachen Tastatur mit kaum noch zu lesenden Ziffern und Zahlen, die sowieso eine andere Anordnung haben wie bei uns.
Auf dem Weg hierher bin ich an vielen grossen, weltweit taetigen Firmen vorbei gekommen, die hier eine Niederlassung haben. So ist hier z.B. Coca-Coola mit einer riesigen Niederlassung, Die Autohaueser Chevrolet, Nissan, KIA, Ford genauso wie CAT Caterpillar, Linde und andere vor allem im Minengeschaeft taetige Unternehmen. Gegenueber von unserem Hotel ist ein Wohnviertel mit lauter gleichen Wohnungen - fast neu und alle hermetisch abgeriegelt und mit Alarmanlage versehen - wahrscheinlich die Wohnanlage fuer gehobene Bedienstete einer Minengesellschaft.
Vorbei gekommen bin ich auch an einer groesseren Tennisanlage. Ein Bediensteter hat hier gerade die "Fruehjahrseinstandsetzung" gemacht. Mit bescheidenen Mitteln, Die Plaetze bestehen aus einer Mischung von Lehm, Dreck und Sand. Die Linien werden mit Kalk gezogen und die Unebenheit ist mit blossem Auge sichtbar.Die chilenischen Tennisspieler sind ja bekannt fuer ihren ungeheuren Einsatz und Kampfeswillen. Ich kann mir vorstellen, dass jeder, der hier das Tennisspielen lernt, einmal auf Roland Garros oder Wimbledon spielen will. Das ist fuer die eine wirklich andere Welt.
Am Meer ist uebrigens ein Radweg direkt am Meer entlang vom Zentrum bis zu meinem Hotel Schade, dass ich kein Fahrrad mehr habe. Jetzt werde ich ihn eben zu Fuss gehen muessen.
11. und 12. Juni 2016 Die Tage in San Pedro de Atacama
Hier in San Pedro de Atacama soll ich ja mein Fatbike abgeben. Habe es so mit Thomas Wilken ausgemacht. Er wird es dann die naechsten Wochen abholen un zu sich nach La Paz nehmen. Noch weiss ich nicht, wem ich es uebergeben soll. Doch das will er mir noch mitteilen.
Habe mich auf jeden Fall fuer 3 Tage hier einquartiert. Zuerst dachte ich, hier ein ruhiges, verschlaffenes Nest vorzufinden. Doch ich habe mich ordentlich getaeuscht. Im Centro ist der Baer los. 40 - 50 Travel-Agenturen preisen ihre Reisen an zu allen sehenswerten Orten in naeherer oder weiterer Umgebung. Daneben Cafes, Restaurants, Stores und ueberall sind Fahrraeder, sprich MTBs zu mieten. Viele hier sind mit dem Rad unterwegs. Viele Backbacker und Freaks sind unterwegs. Die Ortschaft erinnert mich an die siebziger Jahre auf Ibiza.
Vor einigen Wochen hat mir jemand den Tipp gegeben, wenn ich in San Pedro bin, das Valle de la Luna zu besuchen. Das ist mit meinem Rad eine Genusstour. Der Eingang befindet sich ca. 12 km von San Pedro entfernt. Am Eingang des Parks fragt mich die Frau an der Kasse, ob ich ein Licht dabei haette, denn es ginge durch Hoehlen. Nein, habe ich nicht dabei. Nachdem auch der Sonnenuntergang sehr eindrucksvoll sein soll, entschliesse ich mich, nochmals zurueck ins Hotel zu fahren, um Licht und Beleuchtung zu holen. Das war ein guter Entschluss. Die Hoehlenwanderung ist abenteuerlich und ohne Licht nicht machbar. Auch ueber steile Felsstufen geht es aufwaerts. Mein Fahrrad habe ich natuerlich abgeschlossen an einem Radparkplatz abgestellt.Dnach geht es weiter mit dem Rd aufwaerts auf sandiger Piste zum naechsten Aussichtspunkt. Diese ist am Rande einer grossen Duene. Auf dem Hoehenzug soll man den Sonnenuntergang ueber der Wueste beobachten koennen. Es ist faszinierend, wie die Wuste und die Felsen sich mit dem Tageslicht und der untergehenden Sonne veraendern. Die Aussicht auf die Vulkane ringsum und die Wueste ist grandios. Jetzt bin ich froh, Licht dabei zu haben, denn es ist auf der Rueckfahrt schon ziemlich dunkel. Und die letzten 12 km geht e ja auf dem Seitenstreifen der Hauptstrasse zurueck.
Es war ein lohnender Tipp!
Anderntags beschliesse ich, das Hotel zu wechseln. Es ist relativ teuer und das Hostal gleich nebenan hat jetzt Zimmer frei. Nachdem es mit der Bezahlung mit der Kreditkarte Schwierigkeiten gibt, da das Personal den Computer nicht bedienen kann, zahle ich bar. Was die Frau an der Reception hoerbar aufatmen laesst.
Heute moechte ich nochmals eine Tour zur Lagune Cajar machen. Diese befindet sich mitten in der Wueste, 27 km von San Pedro entfernt. Komme erst spaet weg und bin dann aber trotzdem in einer guten Stunde dort. Es ist kaum zu glauben, dass sich mitten in der duerren Wueste auf einmal drei verschieden grosse Lagunen auf tun. In einer kann man sogar baden. Strecke aber nur die Fuesse rein, da ich nichts zum Umziehen dabei habe. Das Wasser ist auf jeden Fall ordentlich frisch.
Die Heimfahrt geniesse ich dann nochmals auf der geteertenStrasse. Zum letzten Mal kurbele ich auf meinem Fatbike - Wehmut kommt auf. Ueber 5 Wochen hat es mich in Peru, Bolivien und jetzt in Chile sicher begleitet - kein Defekt, keine Panne. Ich hoffe, es kommt in gute Haende.
Morgen werde ich es abgeben. Dann geht der letzte Teil der Reise ohn Fahrrad weiter.